Die Bilder von zermalmten Hütten und verwaisten Kindern zeigen auch in der Gladbecker Fußgängerzone Wirkung: Die Passanten spenden für die Flutopfer. Und vertrauen darauf, dass ihr Geld ankommt - weil hier Tamilen für ihre Landsleute sammeln.
Vier Stunden nach der Welle schaltete Nadarajah Jegatheeswaran den Fernseher an. Ein Schock. Er hat zwar keine Verwandten mehr in Sri Lanka. Aber die Heimat: zerstört. Besonders die Nordostküste habe es getroffen, wo überwiegend Tamilen wohnen - wo der Bürgerkrieg besonders heftig tobte, vor dem Nadarajah Jegatheeswaran 1988 flüchtete.
Zurzeit lebt er an der Friedensstraße, arbeitet als Hausmeister im Brauhaus Kirchhellen. Und engagierte sich auch vor der Flut für die Tamilische Rehabiliationsorganisation (TRO). Sie soll das Geld und die Kleidung, die Jegatheeswaran und ein Dutzend Landsleute am Freitag in der Gladbecker Innenstadt sammeln, vor Ort verteilen. Zuvor waren die Sammler in Bottrop, Marl und Essen. Überall im Land sammeln Gruppen, koordiniert von den Büros der TRO in Düsseldorf und Wuppertal.
Spontan spendet eine junge Mutter einige Münzen: "Ich hatte es schon länger vor, wollte aber keine große Organisation unterstützen. Hier kommt vielleicht mehr an." Laut Selbstdarstellung www.tro-germany.de unterhält die TRO seit den 80er Jahren ein humanitäres Netzwerk für Tamilen in Sri Lanka: Behindertenheime etwa. Sie ist in Deutschland als gemeinnützig anerkannt, führt aber kein DZI-Spenden-Siegel.
Jegatheeswaran sagt, die Hilfe würde unterschiedslos an Tamilen und Singhalesen verteilt werden. Der Sri-Lanka-Experte Christian Wagner von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin dagegen beurteilt die TRO skeptisch: "Es spricht einiges dafür, dass die LTTE (Anm.: Tamil Tigers, Kriegspartei) hinter der Organisation steht. Es ist immer ein Doppelspiel zwischen humanitärer und politischer Hilfe. Das ist keine Kritik, dass die Leute sammeln", aber man unterstütze wahrscheinlich einen zweifelhaften Akteur.
Auch der Experte kann nur vermuten, schränkt er selbst ein. Eine Spenderin drückt ihre Sicht so aus: "Entweder man hat Vertrauen oder nicht. Entweder man hilft oder nicht." Sie gibt etwas Münzgeld.
07.01.2005 Von Thomas Mader
Quelle - Westdeutsche zeitung - 7.1.2005
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