06 April 2004

Machtwechsel in Sri Lanka

Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen in Sri Lanka hat die Partei von Präsidentin Chandrika Kumaratunga überraschend klar gewonnen. Die linksgerichtete Vereinte Volksfreiheitsallianz (UPFA) errang laut dem von der staatlichen Wahlkommission verkündeten offiziellen Endergebnis 105 der 225 Sitze im Parlament für sich. Damit verfehlte sie allerdings die absolute Mehrheit von 113 Sitzen.

Präsidentin-Konkurrent auf Platz zwei

Auf Platz zwei kam das Bündnis von Kumaratungas Rivalen, Ministerpräsident Ranil Wickramasinghe: die Vereinte Nationale Front (UNF). Sie erreichte nach 82 Sitze und verlor damit deutlich. Derzeit hat sie 114 Sitze im Parlament. Die UNF hofft auf die Unterstützung der tamilischen Nationalallianz TNA. Sie wurde mit 22 Sitzen drittstärkste Kraft und wird ihrerseits von den Rebellen der "Befreitungstiger von Tamil Eelam" (LTTE) gefördert.

Die "Befreiungstiger" hatten 20 Jahre lang um einen eigenen Staat für die tamilische Minderheit gekämpft und nun größtmögliche Autonomie gefordert. Kumaratunga tritt für einen härteren Kurs gegenüber den Rebellen ein, hat allerdings auch ihren Willen zur Wiederaufnahme der Friedensgespräche betont.

Noch vor der Bekanntgabe der Endergebnisse begannen Verhandlungen über mögliche Koalitionen. UPFA erwägt eine Zusammenarbeit unter anderem mit der Partei buddhistischer Mönche, die mit neun Sitzen überraschend auf dem vierten Platz landete. Sie steht dem Friedensprozess mit den Rebellen der "Befreiungstiger von Tamil Eelam" (LTTE) kritisch gegenüber.

Wegen Unregelmäßigkeiten in zwei Wahlregionen war die Bekanntgabe des offiziellen Wahlergebnisses verschoben worden. Die Wahlkommission befand jedoch nach einer Prüfung, dass die Wahl nicht wiederholt werden muss.

Unklarheit über Besetzung des Regierungschef-Postens

Noch ist unklar, wer Wickramasinghe als Regierungschef ablösen könnte. Kumaratunga selber bleibt zunächst Präsidentin. Einen Spitzenkandidaten hatte ihr Bündnis nicht aufgestellt. Zwischen Kumaratunga und Wickramasinghe schwelt seit Jahren ein Machtkampf.

Quelle: tagesschau.de - 3.4.2004

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